Opus Magnum: Zwei Werke mit Schwerpunkt Medizin erschienen

Die "Gedächtnisentwicklung im Kindes- und Jugendalter" sowie die "Magie der Natur" stehen im Mittelpunkt zweier neu erschienenen wissenschaftlichen Bücher.
Wie entwickeln sich Gedächtnis und Erinnerungen?

Das Gedächtnis ist eng mit höheren kognitiven Funktionen wie der Entscheidungsfindung oder der Problemlösung verknüpft. Es spielt bei den meisten grundlegenden Funktionen des menschlichen Geistes eine zentrale Rolle. Auf welchem Weg und in welchem Zeitraum aber entwickelt sich das Gedächtnis beim jedem Einzelnen? Das Werk "Memory development from early childhood through emerging adulthood" ("Gedächtnisentwicklung im Kindes- und Jugendalter") analysiert die grundlegenden Mechanismen sowie Fortschritte bei der Gedächtnisentwicklung von Kindern und Jugendlichen und verbindet dabei verschiedene Disziplinen wie Verhaltens- und Evolutionswissenschaften sowie Neuropsychologie. Dabei geht es über die bisherigen Ansätze, welche vor allem die mit dem Alter zunehmenden Speicherkompetenzen des Gehirns heranzogen, hinaus. Verfasser der wissenschaftlichen Veröffentlichung ist Prof. Dr. Wolfgang Schneider vom Lehrstuhl für Psychologie der Universität Würzburg. Die VolkswagenStiftung hat Schneider für sein Werk mit einer Förderung im Rahmen der Initiative "Opus magnum" unterstützt. In der Publikation betrachtet der Verfasser wesentliche Erkenntnisse von einschlägigen laufenden und neuen Entwicklungsstudien über das Gedächtnis sowie über (technologische) Neuentwicklungen im Bereich von Tests, experimentellem Design und Modellierung und behebt dadurch manche bislang bestehenden Erkenntnisdefizite. Die Theorien und Erkenntnisse, die sich darin finden, können sich auf diverse Studienfelder auswirken, darunter die Verbindung zwischen Gehirn und Verhalten, kindliche Lernstile und mögliche Effekte von frühkindlichen Erfahrungen auf die Entwicklung der Psyche. Es richtet sich an Forscher, Studenten, klinische Praktiker in Entwicklungs- und kognitiver Psychologie sowie verwandte geistige und pädagogische Disziplinen.

Bibliographische Angaben:
"Memory development from early childhood through emerging adulthood", Wolfgang Schneider

2014, 391 S., 106,99 Euro Springer Verlag (ISBN 978-3-319-09611-7)

"Memory development from early childhood through emerging adulthood", Wolfgang Schneider, Springer Verlag
Die Naturheilkunde – damals und heute

Krankheiten gibt es auf der Erde schon so lang wie das Leben. Bereits vor Jahrtausenden haben die Menschen versucht, das Leiden zu bekämpfen, das Krankheiten verursachen. Die Urvölker bedienten sich dabei einfachen Mitteln aus der Natur. Die Heilkraft der Natur zieht auch in der modernen Welt von heute vermehrt Aufmerksamkeit auf sich, denn Phänomene wie der Placebo-Effekt stellen die traditionelle Schulmedizin immer wieder infrage. Prof. Dr. Dr. Heinz Schott vom Medizinhistorischen Institut der Universität Bonn hat jetzt ein Buch veröffentlicht, das eine von der Gegenwart ausgehende rückwärts gerichtete Betrachtung des Themas "Magie der Natur" zeigt. Dabei greift der Autor Themen wie der Placebo-Effekt auf. "Ärzte und Naturforscher nahmen seit der Renaissance die Natur vor allem als eine unhintergehbare Magierin wahr, deren Geheimnisse, insbesondere das ihrer "Heilkraft", im Sinne der "natürlichen Magie" wissenschaftlich entschlüsselt werden sollten. Die ideengeschichtliche Studie stellt die gängige Meinung in Frage, wonach die moderne (natur-)wissenschaftliche Medizin ein für allemal die Magie durch Wissenschaft überwunden habe und verweist auf "magisch" anmutende Phänomene wie den Placebo- bzw. Nocebo-Effekt, die auf eine "Macht der Geistes" hinweisen", erklärt Schott. Im Mittelpunkt der Veröffentlichung steht die Naturheilkunde, also jene Heilkunde, die sich natürlicher Mittel bedient und sowohl prophylaktische als auch therapeutische Wirkung besitzt. Sie hatte bis Mitte des 19. Jahrhunderts in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Des Weiteren findet der Leser Antworten auf die Frage, was die "Magie" bzw. die "natürliche Magie" mit der Medizin verknüpft. Beispielsweise werden dazu Theorien von der "magnetischen Manipulation" des Nervensystems von Mesmer aus den 1770er Jahren aufgegriffen und genauer erklärt. Der Autor geht in seinem Werk mehrfach auf Theorien ein, die bis in das 18. Jahrhundert zurückreichen, und bezieht diese auf den heutigen Wissensstand. Der Autor Heinz Schott hat eine Professur für Geschichte der Medizin inne und ist Leiter des Medizinhistorischen Instituts der Universität Bonn. Sein Doppelband "Magie der Natur" ist im Oktober 2014 erschienen.

Bibliographische Angaben:
"Magie der Natur – Historische Variationen über ein Motiv der Heilkunst", Heinz Schott

2014, 1350 S., 79,80 Euro Shaker Verlag (ISBN 978-3-8440-2444-9)

Hintergrund Opus magnum

Beide Bücher sind im Rahmen der Förderinitiative "Opus magnum" entstanden, innerhalb derer Professorinnen und Professoren einen Freiraum für die intensive Arbeit an einem wissenschaftlichen Werk erhalten. Die Förderung besteht im Wesentlichen in der Finanzierung einer Lehrvertretung, womit die Initiative zugleich auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Perspektive eröffnen möchte.

"Magie der Natur – Historische Variationen über ein Motiv der Heilkunst", Band 1 + 2, Heinz Schott, Shaker Verlag